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Katalog KLIMAGEWALTEN

Buchtipp: „Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution“

8. Mai 2018

Vom Anpassen, Überleben, Aussterben

 

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Zur Eröffnung der Sonderausstellung „Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution“ im Landesamt für Vorgeschichte Halle (Saale) erschien unter der Herausgabe von Harald Meller, Inhaber der Professur für Europäische Archäologie, und Thomas Puttkammer der gleichnamige Begleitband „Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution“.

Die prominente Ausstellung geht der Frage nach, inwieweit klimatische Veränderungen bereits vor Millionen von Jahren bis zur Jetztzeit förderlich für das Fortleben früher Menschen waren und warum auch manche Naturereignisse ganze Populationen zum Niedergang brachten.

Auf 1000 qm Ausstellungsfläche sind 800 Exponate und Exponatgruppen von 35 Leihgebern aus 17 Ländern noch bis zum 21. Mai 2018 zu bestaunen. Der Begleitband stellt in fünf übersichtlich gegliederten Kapiteln die Geschehnisse um die natürlichen Klimafaktoren und deren zeitliche Entwicklung über Jahrmillionen mit Beiträgen von 39 renommierten Wissenschaftlern und Autoren dar. Qualitativ hochwertige farbige Abbildungen ermöglichen ein besseres Verständnis für die Gesamtvorgänge bis zum heutigen Menschen und seiner Lebensumstände. In graphischen Darstellungen sind geologische Ereignisse den biologischen gegenübergestellt und es ist nicht zu übersehen, dass die Nordsee einst Mitteldeutschland bedeckte und dass das Mittelmeer mehrfach ausgetrocknet war neben weiteren spektakulären Ereignissen. 

In einer Übersicht werden Durchschnittstemperaturen im Zusammenhang mit den entsprechenden Erdformationen dargestellt. Daraus geht hervor, dass es im Laufe von Jahrmillionen mehr Kaltzeiten als Warmzeiten gab. Und dennoch konnten sich sogenannte archäologische Kulturen entwickeln und dadurch behaupten, dass die Menschheit nach wie vor Energiegewinnung durch Nahrungsaufnahme, Erhaltung der Art durch Fortpflanzung und Überleben durch Anpassung an natürliche Lebensumstände betreibt. Als wohl wichtigste Einflussgröße jedoch steuerte das Klima zu jeder Zeit maßgeblich die Menschheitsgeschichte. Denn durch die Nutzung von Kleidung, Feuer und Behausung war es möglich, in den Kälteperioden weiter zu existieren. Doch die letzte Kaltzeit im Plio-Pleistozän gab den Ausschlag für die Evolution der Menschen (Hominiden). 

Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte begann vor etwa 2,5 Millionen Jahren und endete vor etwa 11.700 Jahren. Doch alles hängt mit allem zusammen, lehrt uns die Chaosforschung. Und so wundert es nicht, dass der Motor für die plattentektonische Prozessdynamik in der Thermodynamik der Erde selbst liegt und den Wärmetransport durch Konvektion bewirkt. Des Weiteren ist die Atmosphäre Träger für globale Wetterabläufe und klimatische Bedingungen. Im Kontext archäologischer Forschungsgrabungen in Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern stehen fossile Funde von Pflanzenteilen und stellvertretend für eine Reihe von Funden aus der Tierwelt die Architectonica – eine 0,4 cm lange Schnecke aus der Latdorf-Fauna von Atzendorf, Salzlandkreis. 

Fossile Blätter aus dem Paläozän neben einem dem heutigen Mondfisch Verwandten legen Zeugnis ab zum Bestand der Flora und Fauna in dieser Erdformation. Vor etwa 38-24 Millionen Jahren vor heute fielen die Treibhaustemperaturen und bildeten den Übergang zu einer Eiszeit, bedingt durch eine umfassende Antarktisvereisung. Doch allemal faszinierend ist die Erhaltung von Farbpigmenten bei eozänen Käfern aus dem Geiseltal, Saalekreis (Sachsen-Anhalt) und eozänen Muscheln und Schnecken mit besonders beeindruckender Architektur. 

Als vor 23-5,3 Millionen Jahren die Verbindung des Mittelmeeres zum Atlantik abriss, wurde das Mittelmeer vorübergehend zum Binnenmeer und bot Tieren und Pflanzen, sich auf besondere Weise zu verbreiten. Die Anpassung der Urpferde kann besonders gut nachvollzogen werden anhand geänderter Strukturen ihres Körperaufbaus. Aus dem Pliozän vor 5,3-2,6 Millionen Jahren haben sich Samen erhalten von Magnolien und Weinrebengewächsen, gefunden in Wiesa bei Kamenz, Lkr. Bautzen (Sachsen). Ebenso fasziniert das besonders widerstandsfähige Palmwurzelholz aus dem Mitteloligozän (ca. 30 Millionen Jahre) aus dem Tagebau Zwenkau, Lkr. Leipzig (Sachsen). Wendet man sich der Fauna zu, so beeindrucken eine Anzahl eigentümlicher Tiere wie der igelartige Allesfresser, eine Fledermaus oder der insektenfressende archaische Säuger, um nur einige zu nennen, die es verstanden, ihre Lebensweise den jeweiligen klimatischen Bedingungen anzupassen, um zu überleben. Einblick in vergangene Erdformationen und die damit verbundenen Anpassungstechniken in Flora, Fauna und bei der Entwicklung der Menschheit bis heute bietet hervorragend der empfehlenswerte, reich illustrierte Band „Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution“.

 

  • Harald Meller und Thomas Puttkammer (Hrsg.),

Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution, 

447 Seiten, 441 Abbildungen, gebunden,

24,5 x 30 cm, Hardcover,

Konrad Theiss Verlag, 2017,

ISBN 978-3-944507-63-7 (Museumsausgabe)

Verkaufspreis: 29,95 EUR

ISBN 978-3-8062-3120-5 (Buchhandelsausgabe)

Verkaufspreis: 39,95 EUR