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Nebenerwerbstätigkeit: Kein Indiz für Armut

3,2 Millionen Menschen in Deutschland gehen zusätzlich zu ihrem Hauptjob einer Nebenbeschäftigung nach – rund eine Million mehr als vor zehn Jahren. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken hervor. Ein Grund zur Aufregung ist das aber nicht: Nebenjobber sind sogar oft sozial besser gestellt als andere Beschäftigte.

Von Holger Schäfer

Von den Nebenjobbern haben 2,6 Millionen eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung. Damit macht diese Gruppe mit Abstand den größten Teil der Doppelerwerbstätigen aus. Sie profitieren davon, dass der Nebenverdienst weder steuerpflichtig noch mit Sozialabgaben belegt ist. Demgegenüber wären bei einem alleinstehenden Durchschnittsverdiener mit 3.500 Euro brutto für eine Lohnerhöhung von 300 Euro im Hauptjob 153 Euro Steuern und Abgaben zu zahlen. Der Nebenjob kann also deutlich lukrativer sein, selbst wenn dort nur geringe Stundenlöhne erzielt werden.

Dass die Anzahl der Nebenerwerbstätigen steigt, dürfte vor allem mit der verbesserten Arbeitsmarktlage zu tun haben – und weniger mit niedrigen Löhnen im Hauptjob. Dafür spricht auch die regionale Verteilung: Mit 10,5 Prozent finden sich im prosperierenden Baden-Württemberg wesentlich mehr Nebenerwerbstätige als in den neuen Bundesländern (4,1 Prozent), wo die Löhne deutlich niedriger sind.

Befragungsdaten aus dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) zeigen, dass Vollzeitbeschäftigte mit Nebenerwerb sogar ein höheres Bruttoeinkommen und einen höheren Stundenlohn haben als Vollzeitbeschäftigte ohne Nebenerwerb. Zudem ist auch ihre Armutsgefährdungsquote mit 2,8 Prozent unterdurchschnittlich. Von den Beschäftigten ohne Nebenerwerb gelten 5,3 Prozent als armutsgefährdet.


INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT KöLN E.V.